„Be relaxed“ - Zwei Meerengel bei Umberto


Ein Bericht von Karl Schied (1. Vorsitzender und Ausbildungsleiter des TC Meerengel)

November 2009

Im Sommer letzten Jahres erwähnte mein Freund und Tauchkamerad Martin Hübner, dass der 19-fache Apnoeweltmeister Umberto Pelizzari in Sharm el Sheik / Ägypten eine Apnoe-Trainingswoche in englischer Sprache veranstaltet. Als Freitauchbegeisterte beschlossen wir, uns dieses extravagante Vergnügen zu leisten. 

Als VDST-Apnoe-TL hatte ich schon gewisse Erfahrung gesammelt, aber wer kann nicht noch von einem Weltmeister und seiner Crew etwas lernen?
 

Nach einer Woche Flaschentauchen in Dahab / Sinai zogen wir per Taxi in die Tower Bay westlich von Sharm el Sheik um. Club Reef One Eden Viaggi, das nicht über deutsche Reiseveranstalter zu buchen ist, erwies sich als hervorragendes, für italienische Gäste konzipiertes Sporthotel; dementsprechend mediterranes Flair hatte auch die Hotelküche.
 

Umbertos Trainercrew bestand aus 11 Top-Atlethen (AIDA) der italienischen und tschechischen Wettkampfszene, gleichzeitig auch Instruktoren der „Apnea Academie“.

 

Den 11 Trainern standen 32 lernbereite Apnoeisten aus Europa und dem nahen Osten gegenüber. Einige davon waren Apnoetauchlehrer von kommerziellen und informellen Tauchsportverbänden, aber (leider) auch Unterwasserjäger.


Der Trainingstag begann um 08:15 Uhr draußen im Meer. Ca. 150 m vor der Riffkante vom Apnoe-Center „The Only One“  sind 2 Plattformen verankert. Von diesen Plattformen waren in Richtung Land jeweils 10 Tieftauchbojen in Abständen von 6 m eingesetzt und miteinander verbunden. Die Letzte war wiederum an der Riffkante verankert. Die 10 Bojen waren die Übungsstationen für die unterschiedlichen Tauchleistungsstufen. Mit Seillängen von 40 / 70 / 100 m an Betongewichten mit 60 kg Abtrieb war jede Leistungsstufe abgedeckt.
 

Von diesen Bojen aus übten wir korrekte Abtauchtechnik (Ducks Dive), constant weight (ab- und wieder auftauchen entlang eines Seils mit gleich bleibendem Gewicht und aus eigener Kraft), constant weight ohne Flossen, constant weight ohne Blei,  No Limit (abtauchen mit Schlitten, auftauchen mit Hebesack), Free Immersion (mit Armkraft am Seil runter und wieder hoch), Free Immersion mit geschlossenen Augen, Delphin-Technik.

Der Tauchstil wurde vom jeweiligen Betreuer ständig begutachtet und durch Tipps und praktische Vorführungen verbessert. An den 5 Trainingstagen hatte jede Gruppe jeweils vormittags und nachmittags einen anderen Apnoe-Meister als Betreuer. So kamen wir in den Genuss der Tipps und Anweisungen von 10 Spitzenleuten. Außer den generellen Mängeln der Schüler, die mit etwa gleichen Ratschlägen verbessert wurden, hatte jeder der Könner seine ganz speziellen Trainingstipps.


Cheftrainer Umberto war ständig unterwegs von Station zu Station, beobachtete und griff ein, wo es ihm angebracht erschien. Man durfte also nicht erschrecken, wenn man aus mehr als 30 m wieder an die Oberfläche „strampelte“ und Umberto mit beiden Händen an einem Bein das Kniegelenk versteifte und die Bewegung der Beine nach vorn und hinten aus der Hüfte in die Wege leitete. Unseren Tauchstil nahm er zur späteren Auswertung mit der Videokamera auf.

Für die täglichen Übungen in statischer Apnoe nutzten wir einen großen Hotelpool.
 

Im normalen 12 Std.-Trainingstag waren 7 Std. Wasserzeit, 4 Std. Theorie und Entspannungstechnik und 1 Std. Mittagspause enthalten. Nach einer Woche und 35 Std. Wasserzeit mit den entsprechenden Leistungsfortschritten, war jedem klar, dass die Kursgebühr angemessen war. Diese langen Wasserzeiten ließen sich thermisch völlig problemlos  bei 28 Grad Wassertemperatur bewältigen.


Einzig Druckausgleichsprobleme durch die enorme Anzahl der Druckausgleiche führten gelegentlich zur vorzeitigen Rückkehr an Land. Ich blieb davon auch nicht ganz verschont.


Nach dem Abendessen um 21:00 Uhr war geselliges Beisammensein an der Lieblingspoolbar angesagt, aber der Lockruf der Matratze war oft stärker.

Freitagabend war feierliches Ende der Trainingswoche mit Urkundenverteilung. Uns wurde ein Privatschnitt des Films „Ocean man“ und sensationell schöne Kurzfilme, die Umberto beim Tauchen mit Walhai, Manta, Delphinen und Haien in seiner unnachahmlichen Eleganz und Leichtigkeit zeigten, vorgeführt.

 

Auch versicherungstechnisch hatte Umberto für die Lehrgangsteilnehmer vorgesorgt. Zusätzlich zu dem von den Teilnehmern „mitgebrachten“ Versicherungsschutz, der aber oft tiefenbegrenzt und somit nicht ausreichte, war eine zeitlich limitierte Absicherung bei der größten internationalen Tauchsportversicherung im Lehrgangspaket enthalten.
 

Vor dem Abflug hatten wir noch einen Tag zur freien Verfügung, an dem ich Martin VDST Apnoe-Praxisprüfungstauchgänge abnahm.

 

Unser Resumee: tolles Hotel, super Trainingsatmosphäre mit Top-Ausbildern ohne Star-Allüren, interessante internationale Zusammensetzung der Lehrgangsteilnehmer, hoher Lerneffekt durch viele konzentrierte Übungswiederholungen.
 

So eine Woche bleibt lebenslang in Erinnerung, deshalb sind wir Anfang November 2010 wieder dabei.


Bilder:  Karl Schied


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